Über zwei Jahre ist es her, dass ich München Transparent veröffentlicht hatte – ein Projekt, das ich über mehrere Jahre hinweg zuerst alleine, später zusammen mit Konstantin Schütze und Bernd Oswald in meiner Freizeit entwickelt hatte. Die Seite ist nahezu durchgehend sehr gut angenommen worden, und obwohl wir nie größer Werbung dafür machten und die Weiterentwicklung seitdem zugegebenermaßen eher auf Sparflamme lief, hat sie täglich zwischen 400 und 500 Besucher. Bürgerinnen und Bürger Münchens können davon profitieren, dass sie E-Mail-Benachrichtigungen erhalten, wenn es Beschlüsse oder Auskünfte aus dem Stadtrat oder den Bezirksausschüssen zu ihrem Lebensumfeld gibt, Journalist*innen und Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung schätzen die unkomplizierte Suchfunktionen.
Als der Prototype Fund ausgerufen wurde, eine recht interessante Kooperation aus der Open Knowledge Foundation (OKF), dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), hatten Konstantin unabhängig voneinander die selbe Idee: die Erfahrungen von München Transparent nutzen, um ein neues Ratsinformationssystem zu schreiben, das nicht nur auf München zugeschnitten ist, sondern sich für beliebige Kommunen einsetzen lässt – selbstverständlich als Open Source.
Die Bewerbung und die Vorbereitung nahm dabei einiges an Zeit in Anspruch: die Bewerbungsphase lief im März, im Juni schließlich bekamen wir den erhofften Anruf mit der Bestätigung, von Juni bis Juli hieß es dann, alle notwendigen Unterlagen sammeln, GbR gründen, Konto eröffnen, und jetzt, Anfang September, geht es endlich los! Heute fand der Kick-Off-Workshop in Berlin statt, bei dem wir die anderen geförderten Teams kennenlernen durften.
Zuerst heißt es einmal, den genauen Projektumfang abzustecken und die Arbeitsaufteilung festzulegen. Konstantin und ich haben recht unterschiedliche Schwerpunkte, was sich aber recht gut ergänzen dürfte: durch seine Arbeit am OParl-Standard hat Konstantin bereits viel Erfahrung mit der Modellierung von RIS-Daten und wird sich besonders um die Such-Funktionalität sowie das Backend kümmern, ich interessiere mich vor allem für die Geodaten, die Benachrichtigungs-Funktionalität sowie die Benutzerverwaltung und werde wohl auch größere Teile des Frontends übernehmen.
Generell ist das Ziel, ein Frontend für Ratsinformationssysteme zu schaffen, das sich aus den öffentlichen Daten eines existierenden RIS-Systems speist – Rechte-Verwaltung, interne Dokumente und dergleichen nehmen wir derzeit explizit aus – das sich möglichst einfach für andere Städte anpassen lässt. OParl wird dabei eine wichtige Rolle spielen, da es der einzige Standard ist, über den RIS-Daten maschinenlesbar ausgelesen werden können, was eine Voraussetzung für unser System ist (um nicht wie bei München Transparent für jede Stadt aufwändig einen Scraper schreiben zu müssen). Wir wollen das System dabei auf für mindestens eine Stadt prototypisch implementieren, schon alleine um die Vorteile unseres Systems anschaulich darstellen zu können. Welche Stadt das sein wird, werden wir aber erst evaluieren müssen.
PS: Die Bewerbungsphase für die dritte Runde des Prototype Funds läuft noch – wer also auch Open Source Anwendungen entwickelt und sich für eine Förderung interessiert, kann sich noch bis Ende September bewerben.